Worte zur Konfirmation am 8.11.2020 in Oberaula
Konfirmation ist schon eine Wegmarke in unserem Leben. Wir lassen einen Abschnitt hinter uns und machen uns auf den Weg in eine neue Welt, von der wir zwar Wunschvorstellungen haben, die aber auch viel Ungewisses in sich birgt.
Bei meiner Konfirmation wurde die Zäsur äußerlich markiert, dass wir hohe Schuhe und Nylonstrümpfe tragen und nach der Konfirmation die Zöpfe abschneiden durften. Bei mir war es etwas anders, weil meine Brüder mir schon vorher Kaugummi in die Haare geschmiert hatten, so dass ich Zopflos konfirmiert wurde. Aber wir sprechen heute nicht über alte Zöpfe, heute geht es um Euch.
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
wir feiern heute Eure Konfirmation, ein großer Tag für uns alle, denn Ihr habt mit Eurem „Ja“ zu Jesus Christus öffentlich bekräftigt, dass Ihr der christlichen, evangelischen Gemeinde angehörten wollt.
Im Namen unserer Kirchengemeinde sowie im Namen des Kirchenvorstandes möchte ich Euch sagen: Wir gratulieren Euch und freuen uns mit Euch!
Auf diesen Tag habt Ihr lange gewartet, ½ Jahr länger als es normalerweise üblich war.
Eure Konfirmation war im Frühjahr geplant, der Garten wurde in Schuss gebracht, vielleicht auch die Wohnung, Sommerkleider wurden gekauft, an eine Grillparty und an kühles alkoholisches Gläschen wurde gedacht… doch dann kam Corona und alles wurde anders.
Wir haben mit Euch gebangt und gebetet, dass Euer Tag heute stattfinden kann, denn Anfang der Woche kamen noch einmal Regeln der Kirche und der Gemeinde zum Umgang mit Covid 19.
Für alle gilt nach wie vor: Abstand, Masken, auch für die Erwachsenen, die Vorbild sein sollen!
Aber: bisher ist alles gut gegangen, dafür sind wir dankbar.
Ihr seid nun mündige Christen mit Rechten und Pflichten, denn die Konfirmation bildet einen Höhepunkt des Weges, den Ihr gemeinsam gegangen seid.
Dazu zählt auch die Konfifreizeit! Ich hoffe, dass auch die ernsten Gespräche – nicht nur 3 Tage Reis essen – in Eurer Erinnerung bleiben werden.
Und schließlich könnt Ihr jetzt Taufpate werden und Verantwortung für neue, junge Christen übernehmen.
Möge die Kirchengemeinde für Euch in Zukunft auch ein Ort sein, an dem Ihr durch den Glauben Kraft zum Leben findet, daher laden wir Euch zu Gottesdiensten und Abendmahl ein. Nehmt am Kirchlichen Leben teil, bringt Eure Ideen und Wünsche ein. Traut Euch, denn ohne Euch junge Menschen wäre die Kirche Jesu Christi ärmer.
Wir, der Kirchenvorstand, möchten Euch gerne begleiten und danken auch denjenigen von Euch, die uns unterstützt haben z.B. beim Weihnachtsspiel im letzten Jahr oder beim Registrieren für die Open Air Gottesdienste in Corona-Zeiten.
Lasst uns diesen Tag heute genießen, setzen wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott, der in Christus mit uns geht und unseren Glauben stärkt, bewahrt und vollendet.
Nun wende ich mich an Sie, liebe Patinnen und Paten, mit der Konfirmation endet offiziell die Patenschaft für die jungen Menschen. Im Namen des Kirchenvorstandes und im Namen von Pfarrer Albrecht danke ich Ihnen dafür, dass Sie diese 14 Jungen und Mädchen bis zum heutigen Tag auf vielfältige Weise begleitet haben.
Die Welt ist nicht einfacher geworden, ich denke da nur an die, bis zur Abhängigkeit führende Sogwirkung von Tabletts, Smartphone und Playstation, man kann mit der ganzen Welt in Kontakt treten, so sind wir durch Social Media, Facebook, Instagram nicht nur gut vernetzt, sondern auch Gefahren ausgesetzt. Das sollten wir wissen…
Liebe Patinnen und Paten,
im Übrigen gilt auch für Sie im übertragenen Sinne das Wort „die Liebe höret nimmer auf„. Mit anderen Worten stehen Sie Ihren Patenkindern auch ungeachtet des offiziellen Endes ihrer Aufgaben weiterhin liebevoll zur Seite.
Bleiben Sie, liebe Paten als Vertrauensperson der Jugendlichen und als Gesprächspartner für sie oder auch ihre Eltern weiterhin da, um die Fragen des Lebens (Ausbildung, Berufsfindung) und des christlichen Glaubens beantworten zu können.
Liebe Eltern,
Sie haben diese 14 jungen Menschen bis jetzt auf ihrem Lebensweg begleitet. Der Frühjahrslockdown hat auch die Konfirmandenzeit verändert. Die Kids haben sich als Gruppe nach langer Pause erst vor einer Woche wieder gesehen. Das ist bedauerlich, aber lassen Sie uns nicht verzagen, haben Sie den Mut, gemeinsam mit ihnen den Weg des bibeltreuen Glaubens weiter zu gehen.
Ihre jungen Leute werden jetzt erwachsen, und damit steigen die Zentrifugalkräfte des Dranges nach persönlicher Freiheit und wir müssen sie ziehen lassen, wie die Vögel, die aus dem Nest fliegen.
Aber wir können ihnen etwas mitgeben: (dabei meine ich nicht einen Gutschein für den Führerschein)
Als Christen vertrauen wir darauf, dass der lebendige Gott diese 14 jungen Menschen in guten und in schlechten Zeiten begleitet, ihnen Trost gibt, sie auffängt und bewahrt.
Das wünscht Ihnen der gesamte Kirchenvorstand.
Liebe Kirchen-Gemeinde,
Konfirmation bedeutet Bekräftigung, – eine Taufbestätigung und der Segen markieren den Übertritt ins kirchliche Erwachsenen Alter.
So der Reformator Martin Bucer, Straßburg. Der im Übrigen eng mit Landgraf Philipp von Hessen zusammenarbeitete. Man suchte einen Ausgleich zwischen den radikalen Protestanten der Täufer Bewegung und Martin Luther. Philipp verstand sich als Brückenbauer so entstand die Konfirmation, als Bestätigung der Taufe aus freien Stücken im erwachsenen Alter-
1539 wurde die Konfirmation erstmals in der hessischen Ziegenhainer Kirchenordnung, im heutigen Schwalmstadt, formuliert.
Ist das nichts?
Dieser freudige Tag heute ist Anlass die jungen Menschen wahrzunehmen aufzunehmen und einzubinden, mit offenen Armen und offenem Herzen.
Wir vertrauen darauf, dass Gott diese frisch Konfirmierten bei allen weiteren Schritten ihres Lebens heilvoll begleitet.
So segne Gott uns allen diesen Tag!
© Donata Schenck zu Schweinsberg