Hausen hat adeligen Charakter. Und nicht nur das. Der Oberaulaer Ortsteil ist nämlich eine Stadt. Wer nun meint ich amüsiere mich, dem sei gesagt: Es ist die Wahrheit.
Tatsächlich wurde Hausen, genannt Husen, vor 700 Jahren zur Stadt erhoben. Dass die Stadtrechte 1323 verliehen wurden, ist heute weitestgehend in Vergessenheit geraten. Das damit verbundene Marktrecht lassen die rund 650 Hiisner seit den 90er Jahren wieder regelmäßig aufleben.
Der gebürtige Hausener Dr. Hans Günther Bickert (Marburg) beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Ortshistorie und hat zum Thema bereits mehrere Publikationen verfasst. Auch die Geschichtsabteilung des Heimatvereins fühlt sich weiter der Hausener Geschichte verbunden. Aktuell richtet sich ihr Augenmerk auf die „700 Jahre Stadtrechte“ Hausens.
Kleines Dörfchen Hausen ist eine Stadt
Die Verleihung der Stadtrechte belegt eine Urkunde Ludwigs des Bayern. Sie findet sich im Hessischen Staatsarchiv in Marburg. Aus dem Hessischen Gemeindelexikon geht hervor, dass König Ludwig eine Stadt als Konkurrenzmarkt zum ziegenhainischen Schwarzenborn anlegen ließ und der Ort mit Mauern und Gräben umgeben werden dürfe. 1324 wird die neue Stadt urkundlich als Landstädtchen geführt. Damals kommt der Sinnspruch „Suuse, suuse, suuse, Äwel lait bai Huuse“ (Oberaula liegt bei Hausen) auf – wobei es Oberaula nie zu Stadtrechten brachte.
Die ursprüngliche Stadtanlage ist innerhalb des heutigen Ortsgrundrisses noch deutlich nachvollziehbar und auf der kürzlich gefundenen Landkarte deutlich zu erkennen. Zu sehen ist für ein Dorf, ein ungewöhnlicher Rechteckgrundriss, der auf drei Seiten von Wegen und im Nordosten vom späteren Hofgut eingeschlossen wird.
Adelig geprägt: Die frühere Burg wurde zum Schloss umgebaut, hier eine Abbildung aus 1850. © Lagis Hessen
Im 14. Jahrhundert wurde im Westen das Adelsgut der Burg angelegt und mittels eines Wassergrabens vom Ort getrennt. Fortan wurde die Entwicklung Hausens durch den Adelssitz bestimmt. Johann von Dörnberg veranlasste, dass die Kapelle in Hausen 1466 selbstständige Pfarrei wurde.
Die mittelalterliche Burg verwandelte ihr Gesicht um 1600 in ein Renaissanceschloss. Die Ortsstruktur mit ihren bescheidenen Bauernhäusern kündet noch heute vom Einfluss des Adels und der Abhängigkeit der Dorfbewohner – ähnlich wie in Rommershausen und Willingshausen. Reste der Stadtwälle Hausens verschwanden erst im 18. Jahrhundert.
Die Handzeichnung aus dem Jahre 1686 wurde erst kürzlich im Staatsarchiv gefunden. Es wurde fälschlicher Weise Hausen im Knüllwald zugeordnet. Die beiden Stadttore wurden nachträglich, zur besseren Orientierung, koloriert.
Dr. H. G. Bickert ist der Geschichte auf der Spur
Dr. Hans Günther Bickert, der unermüdlich weiter forscht, hatte den Einfall auch andere Orte Namens Hausens zu untersuchen und wurde in Knüllwald-Hausen fündig.
Ein bedeutender „Schatz an Schriften und Urkunden“ fand Dr. Bickert im Hessischen Staatsarchiv in Marburg, die eindeutig unserer Stadt zuzuordnen sind, aber noch genauer untersucht werden müssen. Erste Bewertungen kommen jedoch zum Ergebnis, dass Schwarzenborn den Titel „Kleinste Stadt Hessens“ an Hausen abgeben muss.
„Ein ernstgemeinter Vorschlag in Güte: Wir wollen uns doch nicht mit unserem Nachbar Schwarzenborn verscherzen. Viele gute Fußballspieler haben den TSG Schwarzenborn in Richtung Aulatal verlassen. Auch haben wir denselben Kirchenpatron und geschichtlich sind wir auch eng miteinander verbunden“, bemerkte Stadtvorsteher Jörg Albert.
„Vergessen wir mal den südlichen Knüll und denken über ein Zusammengehen mit der Garnisonstadt nach. Schwarzenborn wird durch uns nicht merklich größer. Daher können sie den Titel „Kleinste Stadt Hessens“ gerne weiter behalten. Wir aber hätten den Vorteil, dass 1.500 Soldaten hinter uns stehen. Das wäre in der heutigen Zeit ein beachtenswerter Vorteil“, erklärte Albert weiter.
Ortseingangsbeschilderung wird umgestaltet
Haben sie es schon bemerkt, die drei Begrüßungstafeln des Heimatvereins wurden neu gestaltet. Die Ortseingangsschilder werden ebenfalls angepasst. Da die Lieferketten weltweit ins Stocken geraten sind, müssen wir nun warten. Vermutlich kommen die neuen Schilder aus Fernost. Hoffentlich werden unsere Jetzigen nicht vorher noch geklaut.
Auf den neusten Stand wurden die drei Begrüßungstafeln (re.) gebracht. Um das Layout kümmerte sich wieder Dieter Haas aus Immichenhain mit seiner Firma „Schilder wie Bilder“. Die drei neuen Ortseingangsschilder (li.) sind für die erste Aprilwoche angekündigt.
1. Stadtfest am 1. Oktober in Hausen
Am Sonntag, dem 1. Oktober 2023, wird das erste Stadtfest in Hausen stattfinden. Die 700 Jahre Stadtrechte Hausen sollen gebührend gefeiert werden. Mit den Vorbereitungsarbeiten wurde bereits begonnen.
Beginnen soll das Stadtfest mit einem zünftigen Frühschoppen und Blasmusik. Helfen sie mit, dass auch dieses Fest „700 Jahre Stadtrechte Hausen“ uns allen in Erinnerung bleibt.
Wenn sie eine gute Idee haben und der Meinung sind, dass würde zu unserem Stadtfest passen, dann melden sie sich bitte beim Vorstand des Heimatvereins.
Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte aus dem Jahre 1323
Stadtrechte nach Frankfurter Recht
1323 erhält das Kloster Fulda von Kaiser Ludwig dem Bayern das Recht, Hausen zur Stadt mit Frankfurter Recht zu erheben. Seitdem hat Hausen dieselben Rechte wie Frankfurt a.M.
Sie möchten noch mehr über Hausen erfahren, noch mehr spannende Geschichten lesen, dann stöbern sie doch mal in unseren verschiedenen Rubriken. Die 850 Jahrfeier, Vereine, Bücher, um nur einiges zu ernennen, sei ihnen ans Herz gelegt. (khk)