21. Mai 2023
Zwischen Naturdenkmal und Golfanlage
OBERAULA. Es ist ein kurzer Spaziergang, aber ein abwechslungsreicher. Auf 320 bis 450 Meter Höhe im Knüll liegt Oberaula ein bisschen höher als andere Kommunen in Nordhessen. Die Großgemeinde gehört zum Schwalm-Eder-Kreis, blickt auf eine lange, reiche Geschichte zurück, beherbergt interessante Sehenswürdigkeiten und bedeutende Punkte, die beim Spaziergang einen Besuch wert sind.
Die Kirche in Hausen
Skilauftradition in Olberode
Wir beginnen in Olberode auf mehr als 400 Metern über N. N. In den Wäldern geht es noch ein bisschen höher hinauf und deshalb gibt es hier auch eine Skilanglauf-Loipe. Tatsächlich ist sie in den letzten Jahren höchstens tageweise gespurt worden. Auch in den Mittelgebirgshöhen des Knüll hat‘s meistens am Schnee gehapert. Dabei gab es sogar einmal einen Verbund zwischen der Steinwaldloipe in Neukirchen und der Olberöder Loipe.
Von hier gehts durch den Wald und über die Felder parallel zur Bundesstraße 454. Kurz vor dem Waldschwimmbad Oberaula, für das gerade ein Kioskbetreiber und eine Badeaufsicht gesucht wird, begegnet uns eine sehr, sehr alte Eiche. Hartwig Goerss beschreibt sie und zwei weitere in seinem Baumbuch als „unsere Baumveteranen“. 1000 Jahre Geschichte hat sie erlebt. Damit hat sie das erste Haus im heutigen Ortsteil Hausen entstehen sehen, denn im Jahre 1160, als der Ort zum ersten Mal erwähnt wurde, stand die Eiche schon seit 140 Jahren. Den Kernort Oberaula gab es zu dieser Zeit bereits seit eineinhalb Jahrhunderten. 856 wurde das Dorf als Ovilah (Ort in einer feuchten Flussaue) erstmals urkundlich benannt.
1000-jähriges Naturdenkmal
Kaum 100 Meter oberhalb der Eiche finden wir den Oberaulaer Waldkindergarten, in dem sich die Kinder pudelwohl fühlen und täglich die Nähe der Natur unmittelbar spüren. Von hier schlendern wir über Weiden und Felder Richtung Hausen. In Sichtweite befindet sich bereits das Gestüt Höny Hof. Die ersten Pferde stehen davor auf der Koppel. Als wir im April dort gewesen sind, waren es einige wenige. Auf zahlreichen Derbys waren Pferde aus Oberaula bereits erfolgreich, unter anderem in Ascot. Am Gestüt vorbei gelangt man zum Hausener Renaissance-Schloss. Die Freiherrn von Dörnberg errichteten es im Jahr 1674 auf den Resten einer Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert, gebaut von der Abtei in Fulda.
Direkt dahinter liegt das große Hofgut Hausen. Auf dem Weg in die Ortsmitte gelangt man an der Kirche und dem Friedhof vorbei zum Maibaumplatz und findet das alte Backhaus. Wer mag, kann noch ein Stück weitergehen zum Golfplatz, der mit 18 Bahnen viele Turnierspieler in den Knüll lockt. Auf einem Weg parallel zum Radweg auf der früheren Eisenbahntrasse geht es vorbei an der Münzenmühle zum still gelegten Bahnhof Oberaula.
Kirchturm aus dem 15. Jahrhundert – geodätischer Referenzpunkt
Über die Bahnhofstraße gehen wir weiter in die Ortsmitte zur imposanten evangelischen Kirche, die im Zentrum der Gemeinde liegt. Der Kirchturm wurde im 15. Jahrhundert erbaut, mit Spitzhelm und vier Ecktürmchen. Das Kirchenschiff hingegen stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der Brunnen vor der Kirche auf dem Marktplatz ist zugleich ein geodätischer Referenzpunkt. Hier kann man sein GPS-System kalibrieren. Während unseres Spaziergangs konnten wir noch die Osterdekoration bewundern.
Zwischen Fachwerkhäusern aus verschiedenen Jahrhunderten hindurch gelangen wir zum Rathaus des Luftkurortes, dessen Ortsbild auch durch einige Hotels mit gutem und hohem Standard geprägt ist. Bisher waren es etwa 7,5 Kilometer. Wer hier verweilen möchte, findet dafür einige gute Gelegenheiten. (rs)