08. März 2022
Vom Raucher zum „Iron-Man“
Christian Jungs beeindruckender Weg
Christian Jung war schon beim Ironman auf Hawaii – Fotos: Privat
In nicht einmal zehn Jahren von jemandem, der nach 25 Metern schwimmen am Ende seiner Kräfte war, zum Ironman-Teilnehmer auf Hawaii. Was unglaublich klingt, hat der Oberaulaer Christian Jung geschafft. Der 41-Jährige hat inzwischen Teilnahmen an den größten und bedeutendsten Triathlons der Welt in seiner Vita stehen. Und das nächste große Highlight wartet schon: Im Mai geht es für Jung zur Triathlon-WM nach Utah.
„Utah ist mal was Neues, das reizt mich sehr“, freut sich Jung auf den Trip in den US-Bundesstaat. Durch seinen erfolgreichen Start beim Ironman Portugal 2021 hatte er sich als Nachrücker für die Weltmeisterschaften qualifiziert. Sicher auch, weil sich viele Konkurrenten gegen Utah und für den prestigeträchtigeren Austragungsort der WM auf Hawaii entschieden hatten.
Utah statt Hawaii
Die Pazifikinsel war für den 41-Jährigen diesmal keine Option. „Die Vorbereitungen auf die extremen klimatischen Bedingungen auf Hawaii sind aufwendig, dafür fehlt mir die Zeit und auch ein wenig die Motivation. Außerdem war ich bereits auf Hawaii und kenne den Wettkampf.“ 2017 war das. Zwei Wochen vor dem Rennen reiste er damals mit seiner Freundin an, um sich an die Gegebenheiten vor Ort zu gewöhnen und bekam von der Insel und dem Leben dort nichts mit. „Unter den Anspannungen der Wettkampf-Vorbereitungen, kommt das Gefühl von Urlaub leider immer ein wenig zu kurz. Mittlerweile versuchen wir eine gute Balance zu finden, sodass wir auch ein wenig vom Land und den Leuten sehen können.“
Er lässt es inzwischen etwas ruhiger angehen. Das macht sich auch in seinem Trainingsumfang bemerkbar. Aktuell trainiert er zwischen 12 und 15 Stunden die Woche. Früher, beispielsweise vor dem Wettkampf in Hawaii, waren es bis zu 25 Stunden. Und das neben seinem normalen Job. „Arbeiten, trainieren, essen und schlafen, für mehr bleibt da keine Zeit“, lacht Jung.
Das war vor einigen Jahren noch ganz anders. Noch mit 29 war der Ausbilder in einer Bebraer Lehrwerkstatt regelmäßiger Raucher. Erst eine „Schnapsidee“, wie er sagt, brachte ihn zum Sport: „Ein paar Kollegen und ich kamen in lockerer Runde auf die Idee, als Team beim Hersfelder Lollslauf teilzunehmen“, erzählt er. So kam er zum Laufsport – und machte schnell große Fortschritte. 2010 absolvierte er seinen ersten Marathon in Kassel und blieb dort auf Anhieb unter einer Laufzeit von vier Stunden. Ungewöhnlich für einen Anfänger. 2012 in Hamburg waren es dann schon weniger als drei Stunden.
Knochenhautentzündung bringt ihn zum Triathlon
Allerdings war das stupide Laufen für Jungs Körper nicht immer das Beste. 2012 setzte ihn eine Knochenhautentzündung außer Gefecht. Sein Arzt empfahl ihm daraufhin ein wenig Abwechslung und riet ihm zum Triathlon. Gesagt, getan. Jung meldete sich Anfang 2013 für den größten Triathlon der Welt über die Langdistanz in Roth an – zu einem Zeitpunkt, als er selbst keine zwei Bahnen am Stück schwimmen konnte. „Nach 25 Metern war ich platt“, erinnert er sich heute lachend zurück.
Doch Jung blieb dran. Sechs Monate später beendete er in Roth seinen ersten Triathlon – 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 40 Kilometer Laufen. Seitdem war er bei fast allen wichtigen Triathlons der Welt am Start. Wer weiß, was möglich gewesen wäre, wenn er früher mit dem Sport begonnen hätte, womöglich wäre aus dem Hobby sogar mehr geworden.
Darüber denkt Jung aber inzwischen nicht mehr nach: „Die Jahre vorher waren auch schön“, sagt der 41-Jährige, bei dem der Leistungsgedanke auch jetzt nicht mehr an erster Stelle steht. Er will den Sport in den nächsten Jahren mehr genießen. Utah wird dazu eine gute Gelegenheit sein. (fh)