Terror und Rettungsdienste

Terror und Rettungsdienste – Vortrag von Herrn Prof. Sefrin beim DRK Oberaula

Donata Schenck zu Schweinsberg (li.) begrüßt den „Notfallpapst“ Prof. Dr. Peter Sefrin und stellt ihn vor

 Rund 30 BürgerInnen folgten am Mittwoch, den 23.11.2022, der Einladung des DRK-Ortsvereins Oberaula in die Räume der Alten Molkerei zu einem spannenden Vortragsabend. Herr Prof. Dr. Sefrin, renommierter Notfallmediziner aus Würzburg, referierte rund 90 Minuten über das Thema „Terror und Rettungsdienste“.

„Als ich 1961 in Würzburg als Rettungssanitäter arbeitete, gab es Verletzte aus Verkehrsunfällen. Opfer von Terroranschlägen kamen damals nicht vor“, führte Prof. Sefrin aus. „Die Zeiten haben sich – nicht zuletzt nach 9/11 – deutlich verändert.“

Heute sind Terrorakte weltweit an der Tagesordnung, nicht nur im Nahen Osten, in New York, in Paris oder Nizza, sondern auch in Berlin oder Hanau traten sie auf.

Hanau ist  nicht weit von Fulda oder Oberaula, so Sefrin, und nach neuen Studien werden heutzutage 88% der Terrorakte mit  Sprengstoffen ausgeführt. Dies führt zu Verletzungen bei Terroropfern, die Kriegsverletzungen ähneln.

Dazu zählen Amputationen von Gliedmaßen mit hohen Blutverlusten, Splitterverletzungen, Rauchverätzungen – Polytraumata, also Mehrfachverletzungen,  resultieren. Besonders gefährlich sind die Auswirkungen der Druckwelle (Englisch „Blast“): Trommelfellrisse, schwere Lungenschäden und Augenverletzungen treten häufig auf.


Der Autor vieler Fachbücher Prof. Sefrin hielt einen spannenden Vortrag zum Thema Terror und Rettungsdienste

Bei Erste-Hilfe-Einsätzen sind hier immer die Weisungen der Polizei zu befolgen. Denn es besteht die Gefahr von sogenannten „Second Hits“, als von Terroristen geplanten Zweitanschlägen kurz nach dem ersten Ereignis, um weitere ahnungslose Opfer, wie Hilfskräfte im Rettungsdienst zu treffen. In diesem Kontext berichtete Herr Sefrin, dass Polizistinnen und Polizisten heute in Erste-Hilfe ausgebildet werden und routinemäßig mit entsprechendem Material ausgestattet sind, wie z. B. Verbandstoffe.

Sind Rettungsdienste und Ärzte auf diese Verletzungen und Szenarien vorbereitet?, fragte Herr Sefrin und seinen Antwort war zweigeteilt. Ja, denn beispielsweise führte das DRK jüngst Fortbildungen für Rettungskräfte in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr durch. (Die Sanitätsdienste der Bundeswehr sammelten in den Auslandseinsätzen zahlreiche Erfahrungen mit der Versorgung der o. g. Verletzungsarten.)

Nein, denn es fehlt an einer flächendeckenden Sensibilisierung in Ausbildung und Praxis im Rettungswesen.

An der anschließenden Diskussion beteiligten sich u.a. Ärzte aus Hersfeld und Hessisch-Lichtenau, DRK-Mitglieder aus Fulda und vom Kreisverband Schwalm-Eder und interessierte Bürger aus Oberaula und Nachbarorten.

Diskutiert wurden Themen wie Black-out-Szenarien und die Frage, wie sind u. a. Krankenhäuser und Leitstellen darauf vorbereitet? Welche Lehren können wir aus dem Vortrag ziehen welche Inhalte können wir ggf. in die Erste-Hilfe-Ausbildung übernehmen?

Abgerundet wurde der informative Abend, der vom Vorstand des Oberaulaer DRK-Ortsvereins unter Federführung von Freifrau Donata Schenck zu Schweinsberg aus Hausen organisiert wurde, mit einem gemütlichen Beisammensein und angeregten Gesprächen.


Marco Hille, Geschäftsführer DRK-Rettungsdienst Schwalm-Eder und Notfallsanitäterin in Ausbildung Maria Haas im Gespräch mit Prof. Peter Sefrin und Donata Schenck zu Schweinsberg

Guter Gesprächsstoff hatten auch Prof. Sefrin (re.) und die neue JRK-Leiterin Steffi Brenzel.

Prof. Dr. med. Peter Sefrin

Peter Sefrin ist ein deutscher Arzt (Anästhesiologie und Notfallmedizin), Autor medizinischer Fachbücher und Funktionär in zahlreichen Organisationen. Er prägte viele Bereiche der deutschen Notfall- und Katastrophenmedizin, gab maßgebliche Anstöße in der Entwicklung des Rettungswesens und setzte mit seinem fachlichen und politischen Einfluss wichtige Schwerpunkte in der rettungsdienstlichen Arbeit.
Er lebt in Würzburg, wo er seit 1964 an der dortigen Julius-Maximilians-Universität arbeitete, zuletzt als Oberarzt des Instituts für Anästhesiologie. Seit 1996 hat er eine Professur für präklinische Notfallmedizin inne und ist auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven klinischen Dienst im Jahr 2006 als Dozent für Notfallmedizin tätig.
Prof. Dr. med. Peter Sefrin war von (2009–2021) Bundesarzt im Deutschen Roten Kreuz. Die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft folgte nach dem ausscheidenden aus dem Bundesvorstand des DRK´s in diesem Jahr.

 

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