Engpässe von Blutkonserven

10.09.2020

REGION Alarmstufe Rot!

Engpässe von Blutkonserven: „Die Vorräte reichen gerade mal für einen Tag“

10.09.20 – Unfallopfer, Anämie- oder Krebspatienten: Viele Menschen sind in Hessen auf Blutspenden angewiesen. Doch die Bestände sind derzeit bedrohlich leer. Denn aufgrund der Corona-Pandemie gehen weniger Menschen zur Blutspende. Der DRK-Blutspendedienst in Hessen schlägt Alarm: „Die Vorräte reichen gerade mal für einen Tag.“

Derzeit dringend gebraucht: Vorräte an Blutkonserven! – Foto: DRK-Blutspendedienste

Schon in den letzten Jahren war der Sommer immer eine schlechte Jahreszeit für Blutspenden. „Sommerzeit ist gleichzeitig auch Reisezeit“, wie Pressesprecher Eberhard Weck vom DRK-Blutspendedienst im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS erklärt. Doch in diesem Jahr ist ja bekanntlich alles anders – denn wäre die maue Sommerzeit nicht schon genug, kommt derzeit auch die Corona-Pandemie hinzu, die die Engpässe an Blutkonserven noch einmal deutlich verschlimmert. 

Erst Überschuss, jetzt Mangel

„Durch Corona wurden viele geplante Operationen verschoben, dementsprechend ist der Bedarf an Blutspenden heruntergegangen“, so Weck. Deshalb wurden zu Beginn des Lockdowns auch viele Blutspendetermine verschoben, „die Krankenhäuser waren gut versorgt, folglich haben wir auch weniger Blut als normalerweise entnommen, da Blut nur begrenzt haltbar ist.“ Doch seitdem die Lockerungen der hessischen Landesregierung in Kraft getreten sind, läuft der OP-Plan wieder normal – „hinzukommen aber noch die Operationen, die im Frühjahr verschoben wurden“. Für das DRK also keine Chance, mit den Blutspenden mitzuhalten. 

Die Vorräte beim DRK sind bedrohlich leer, Weck schlägt Alarm: „Wenn es heute keine Blutspenden gibt, dann wären wir genau noch einen Tag versorgt – und dann blank.“ Die Situation sei mehr als angespannt – und könnte auch in Zukunft noch kritisch bleiben. Denn das Problem sind Reiserückkehrer: „Vor Corona galt für Blutspenden lediglich Afrika als Risikogebiet. Reiserückkehrer waren aufgrund des Malaria-Risikos für vier Wochen für Blutspenden gesperrt. Heute reicht es, wenn man nach Frankreich oder Italien reist“, so Weck. Denn diese Personen werden automatisch für ganze vier Wochen vom Blutspenden ausgeschlossen. Hinzukommen potenzielle Spender, die in Kontakt zu anderen Personen standen, die positiv auf Corona getestet wurden: Diese dürfen zwei Wochen nach dem letzten Kontakt ebenfalls kein Blut spenden. „Personen, die an COVID-19 erkrankt waren, werden für vier Wochen nach Ausheilung von der Blutspende zurückgestellt.“ 

„Bitte kommt, am besten gleich morgen!“

Das Potenzial der Spender wird also immer enger, gleichzeitig steigt der Bedarf an Blutkonserven. Deshalb ruft Weck genau die Leute auf, die derzeit für eine Spende infrage kommen: „Wer lediglich im Harz oder auf Sylt im Urlaub war: Bitte kommt jetzt, gleich, sofort. Am besten schon morgen!“ (Luisa Diegel) +++

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