An Pfingsten war die „Mies“

Völkerwanderung zur Mies

Pfingstmontag in den 50er Jahren. In Oberaula hätte man am Nachmittag nicht viele Leute angetroffen. Alles was einigermaßen gut zu Fuß war, bewegte sich in Richtung Mies. Aber nicht nur Oberaula war auf den Beinen, sondern aus den umliegenden Dörfern kamen viele Besucher zu dem bekannten Waldfest. Parkplatznot? – weit gefehlt, man kam zu Fuß.

Die Bewirtung erfolgte durch die ortsansässigen Gastwirtschaften und sie hatten gut zu tun. Die Getränke wurden noch mit Eis gekühlt, das man im Winter am Schwimmbadteich gebrochen hatte. Auf der mit Maibüschen umgebenen Tanzfläche wurde fleißig getanzt und die älteren Besucher informierten sich dabei, wer gerade zu den heißesten Heiratskandidaten gehörte.

Es wurde auch genau registriert, welches Paar sich heimlich etwas weiter weg im Wald verdrückte. Logisch, dass man so nebenbei auf die Uhr schaute, als das Paar wieder auf der Tanzfläche zu sehen war.

Wir Kinder hatten an den Verkaufsbuden reichlich Abwechslung, aber zu wenig Geld um sie voll auszukosten. Später im jugendlichen Alter hatten wir für die Buden auch keine Augen mehr und erste zarte Bande wurden geknüpft. Händchen halten war aber das höchste der Gefühle und manchmal dauerte das junge Glück auch etwas länger.

Ich erinnere mich auch noch an einen Spruch von einem meiner Freunde von seiner ersten Mieseroberung. Zehn Mann standen um sie herum, keiner wollte sie, ich hatte sie gleich. Wir lagen alle auf dem Bauch.

Unvergessliche Mieserinnerungen.

(Fotos und Text: Adolf Paul, Edermünde-Haldorf)

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